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Du und ich |
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"Du und ich"
Prolog
Stell dir mal vor, du hättest einen sehr guten Freund.
Ihr kennt euch schon seit Ewigkeiten.
Habt zusammen Krisen, Streits und Intrigen überstanden.
Ihr seid wie Brüder und vertraut euch ohne nachzudenken.
Ihr habt sogar vor Jahren Blutsbrüderschafft geschlossen.
Und jetzt endlich, wo ihr frei seid, das ganze Leben miteinander verbringen wollt,
wird eure Freundschaft zerfetzt, in Stücke gerissen und gefressen.
Es ist traurig, aber es ist unsere Geschichte, nicht wahr, Kaoru?
Ja, Kaoru war meine beste Freundin.
Das Schicksal hatte uns zusammengeführt, durch einen kleinen dummen Zufall.
Wir waren mit 9 1/2 Jahren mitten auf der Straße mit den Köpfen zusammengestoßen.
Damit hatte alles begonnen. Wir lernten uns erst im Streit kennen, verabscheuten einander,
bis das Schicksal wieder einschritt und uns auf die gleiche Mittelschule und in dieselbe Klasse steckte.
Aus Zwang gewöhnen wir uns langsam aneinander, führten zeitweise Clicenkriege gegeneinander aus - solange, bis wir uns versehentlich zusammen nach Schulschluss in einem Klassenraum einschließen ließen.
Das bedeutete für uns, dass wir bis zu 12 Stunden miteinander verbringen mussten, wenn uns nicht vorher jemand fand, die ganze Nacht über.
Wir schrien uns zuerst nur gegenseitig an, bis wir anfingen uns Geschichten zu erzählen, die uns die Zeit vertreiben sollten.
Das Ende dieses Abenteuer war, dass wir aneinander gekuschelt einschliefen und am nächsten Morgen als Freunde wieder aufwachten.
Die Jahren liefen dahin. Wir wurden älter, wurden 15, 16, 17 und immer unzertrennlicher.
Wechselten zusammen auf die Highschool und verfolgten gemeinsam unsere Träume, bis heute...
Der Tag, an dem sich das Schicksal entschieden hatte, die Freundschaft, die es uns geschenkt hatte, langsam und qualvoll zu zerstückeln.
Der 2 Juni in dem Jahr, als wir 18 geworden waren.
Kapitel 1 - Samstagsbegegnung
"Hikaru?" Ich antwortete mit einem leisen Seufzer und vergrub mein Gesicht unter den Armen, die ich auf meinem Pult verschränkt hielt. "Was ist mit Samstag? Ein kleiner Stadtbummel oder möchtest du lieber ins Kino?" Kaoru war mal wieder fleißig dabei, unsere Wochenenden zu verplanen. Sie meinte es war höchste Zeit, die letzten 10 Wochenenden, die wir mit Lernen hatten verbringen müssen, nachzuholen. Die Abschlussprüfungen langen eine Woche zurück und es fand nur noch gewohnheitsmäßiger Unterricht statt, um die Zeit zu überbrücken, bis die Ergebnisse der Prüfungen ausgewertet waren. Ich sah Kaoru an. Sie hatte ihr langes schwarzgefärbtes Haar mit einer Spange an ihren Kopf gebändigt und lauerte nun auf eine Antwort meinerseits. "Wie wäre es mit beidem?" Ein Lächeln huschte über ihre schmalen Lippen und ihre eisblauen Augen strahlten. "Habe ich schon einmal gesagt, dass ich dich liebe, Hikaru?", grinste sie und zupfte ihre ockerfarbene Bluse zurecht. "Oft genug", murmelte ich und lugte unter meinem braunen Ponny empor, "Sagen wir, wir treffen uns um drei am Bahnhof und gehen dann shoppen. Am Abend besuchen wir dann eine Spätvorstellung." Kaoru nickte. "Welcher Film? Ich bin für: „Die Rückkehr der Untoten“." Das war typisch Kaoru. Sie liebe solche Filme, in denen Zombies, Vampire oder Werwölfe über die Leinwand flitzten. Die Vampire hatten sie seit jeher am meisten fasziniert und immer davon geschwärmt, wie toll sie ja in Filmen aussähen. An einem Abend, damals war sie noch etwas jünger, etwa 16 gewesen, hatte sie mir nach einer harten Disconacht und sturzbesoffen gestanden, dass es für sie das Größte überhaupt wäre, selbst ein Vampir zu sein. Selbst als ich sie darauf hinwies, dass ein Vampirleben nur ganz kurz dauern würde, da sie sich in Rauch auflösten, wenn sie ins Sonnenlicht gerieten, blieb sie unabbringlich bei ihrem Ideal. Zwar war dies schon zwei Jahre her, aber ich wusste genau, dass es immer noch so war. Das Beste daran, Kaoru wusste nicht mehr, dass sie mir diese Geheimnis verraten hatte. Kein Wunder. Schließlich hatte sie mehr als einen üben den Durst getrunken. Ich behielt es für mich, da ich das einfach nur lächerlich fand und sie nicht ärgern wollte. Egal, wie sehr mich Werwölfe oder sonnst etwas interessierten, würde ich nie im Leben einer von ihnen sein wollen. Dafür hatten sie, meiner Meinung nach, viel zu viele Schwächen. "Na gut", ergab ich mich, als gute Freundin, "Wir gehen übermorgen in: „Die Rückkehr der Untoten“. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass wir nächstes Mal in eine Liebesschnulze mit Brat Pit gehen." Kaoru lachte. Sie wusste, dass ich Brat Pit nicht ausstehen konnte. "Nein, das werde ich dir nicht versprechen. Ich habe dir zwar verboten, dich selbst zu ritzen, aber dazu gehört auch, sich nicht anderweitig selbst zu quälen!" Ich verzog das Gesicht. Kaoru war so ein Mistvieh. Sie wusste immer, was sie sagen sollte. "Ritzen?! Pah, dann gehen wir halt nicht in: „Die Rückkehr der Untoten“!" "Hika, das werden wir ja noch sehen!", schnaubte Kaoru gespielt scharf und drehte sich zur Tafel, denn unsere Mathelehrerin hatte den Raum betreten.
Ich schwang meine Tasche über meine Schulter und stöhnte. Genau im selben Moment hörte ich ein Gähnen neben mir. Die Schule war vorüber. Kaoru saß neben mir auf dem Boden und war gerade dabei, ihrem Rucksack zu durchwühlen. Schließlich zog sie ein orangefarbenes Handy heraus und schaltete es ein. Ich besaß das Gleiche wie Kaoru. Wir hatten sie letztes Jahr auf einem Trödelmarkt erstanden. Sie waren nicht sehr besonders. Sie hatten noch nicht einmal eine Fotokamera, aber sie kamen aus Tailand und gab es normalerweise nicht in Deutschland zu kaufen. Genau deswegen hatten wir sie uns gekauft. Sie waren neonorange und wir waren die Einzigen, die diese Handys besaßen, also eine Art Freundschaftsarmband. "Wen rufst du an?", wollte ich wissen. "Meine Mutter. Sie will mich heute wieder zu diesem Psychologen schicken. Sie meint, ich hätte de Autounfall noch nicht verkraftet. Wie die nerven kann. Aber der Psychologe ist echt nett. Ich finde aber, dass der Typ sich nicht wirklich für den Unfall interessiert. Er fragt immer nur nach meinen Eltern, nach meinen Freunden, vor allem nach dir, weil ich den meisten Umgang mit dir habe und wie es in der Schule läuft und so.In zwei Wochen will er mit mir eine Hypnose durchführen. Mal gucken, was da raus kommt." Stimmt, Kaoru hatte vor drei Monaten einen Autounfall. Sie war nach einem Streit mit ihrem Vater tränenüberströhmt Auto gefahren und in einem Schlammloch auf einer Landstraße stecken geblieben. Dann hatte sie völlig entnervt versucht, dort wieder heraus zu kommen, indem sie wie eine Verrückte aufs Gas gedrückt hatte. Leider war der Schlamm nicht so hartnäckig gewesen wie erwartet und sie war viel zu schnell aus dem Loch wieder herausgekommen. Dabei ist sie in einen recht tiefen Straßengraben gefallen. Es war nicht viel passiert. Kaoru hatte eine leichte Gehirnerschütterung davon getragen, als sie mit dem Kopf gegen das Lenkrad gestoßen war – der Airbag hatte sich zu spät geöffnet. Danach hatte sie sich sofort mit ihrem Vater wieder vertragen, als sie ihre Eltern angerufen und ihnen berichtet hatte, dass sie mit ihrem Auto senkrecht in einem Straßengraben steckte und nicht mehr alleine herauskam. Es war also wirklich kaum etwas passiert, nicht der Rede wert, aber ihre Mutter war, seltsamer Weise, da anderer Ansicht. Das war so gar nicht ihre Art, dass sie daraus so etwas Großes machte und Kaoru sogar zu einem Psychologen schickte. "Na dann viel Spaß. Hauptsache, sie steckt dich nicht in die Klappse oder lässt dich samstags bei ihm antanzen. Schließlich gehörst du dann ganz mir." Kaoru grinste mich an und wählte die Nummer ihrer Mutter. Ich bückte mich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, während sie dem Tuten ihres Mobiltelefons lauschte. "Bis morgen", verabschiedete ich mich. Kaoru gab mir ein kurzes Handzeichen als Antwort und sagte etwas in den Hörer. Ich wandte ihr den Rücken und schritt voran, ohne dabei nur ein Fünkchen Ahnung davon zu haben, was noch alles auf uns zukommen würde.
Der Donnerstag und Freitag verging wie im Flug. Vor allem die Zeit nach der Schule, die Kaoru und ich in Cafes und Eisdielen verbrachten, wenn wir nicht gerade Judo hatten oder sie zu ihrem Psychoheini da musste. Seit drei Jahren trainierten wir Zwei zusammen Judo, das als AG an unserer Schule angeboten wurde. Endlich war es Samstag. Wie besprochen trafen wir uns um drei am Bahnhof. Kaoru trug ein blaugeblümtes Spagettiträgerkleid. Ich fand, Blau stand Kaoru zwar nicht, aber diese Sorte Kleid passte einfach zu ihr wie die Faust aufs Auge. Dazu trug sie einen schwarzen Filzhut mit einer Schleife an der Seite und eine schwarze Umhängetasche. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Bauernzopf zusammen gebunden und sie trug zwei silberne Ohrringe in der Form von Kreuzen. Kaoru sah echt niedlich aus, was mich öfter dazu brachte, darüber nach zu denken, warum sie sich noch keinen Freund geangelt hatte. Na ja, was nicht war, konnte ja noch werden. Eigentlich mochte sie keine Shoppingtouren, aber mit der Zeit hatte ich sie dennoch auf den Geschmack gebracht einkaufenzugehen. Vom Bahnhof aus führte die Einkaufsstraße von Reganmorgen unterhalb des Bahnhofscenters weiter. Es gab nicht viele Geschäfte in unserem Dorf, das direkt an Semamorgan, einer recht belebten Großstand, grenzte. Dennoch war es dort keine Enttäuschung dort einkaufen zu gehen. Nur das Kino, das wir am Abend besuchen wollten, befand in Semamorgan. Das erste Geschäft, in das ich Kaoru schleifte, hieß "Ma'am Moda" und war unser absolutes Lieblingsgeschäft. Dort fanden wir immer genau das, was wir suchten. Während ich in einer der Kabinen darauf wartete, dass Kaoru mir etwas zum Anziehen brachte, entledigte ich mich schon einmal meiner Kleider. Wir machten es immer so. Sie entschied, was ich mir kaufte und ich, was sie sich kaufte. Das führte dazu, dass keiner sich über die Klamotten des andern lustig machen konnte und wir den anderen Vertrauen konnten, weil sonst nämlich der andere bei der nächsten Shoppingtour dran war. Ich musterte meinen weißen Körper im Spiegel der Kabinenwand. Ich gefiel mir nicht. Ich war mit Sicherheit nicht schön. Ich mochte mein Gesicht, das von dunkelbraunem Haar umrahmt wurde, meine blasse Haut und die vollen Lippen. Meine Sommersprossen und meine Blauen Augen, bis auf meine Stupsnase, die sich meiner Meinung nach zu viel nach oben wölbte. Mein Hals war zu kurz und meine Schultern zu breit. Vom ganzen Judotraining waren meine Schultern viel zu muskulös. Was wirklich komisch war, dass ich zwar dort eine Menge Muskeln hatte, aber meine dünnen Ärmchen fast muskellos waren. Mein Oberkörper war recht schlank, aber für ein Mädchen zu breit. Ich war ziemlich maskulin. Meine Brust war auch nicht besonders groß. Meinen Bauch fand ich zu dick. Auf den Hüften besaß ich einen kleinen Vorrat, der sich zu beiden Seiten wölbte. Meine Beine und mein Po waren okey. Als ich Kaoru einmal meine Problemzonen geschildert hatte, hatte sie mich angeschrien und gemeint, ich würde spinnen. Auf viele Jungs war ich auch recht anziehend, aber ich fand mich selbst nicht hübsch. Ein Dutzend Kleidungsstücke schwangen sich über die Kabinentür. Das meiste, erkannte ich sofort, bestand aus kurzen knappen pastellfarbenen Kleidern, die Kaorus Meinung nach, meine langen Beine betonen sollten. Das machte mich aber auch nicht größer. Ich war zu klein, gerade mal 1,65 groß. "Ich bin für das Spitzenkleid in beige", eröffnete sie und ich hörte, wie sie sich auf einen Wartehocker niederließ und seufzte. Ich suchte mir ihren Favoriten heraus und schlüpfte hastig hinein. Kaoru wartete nicht gern. Es stand mir tatsächlich gut. Es war luftig und leicht und fühlte sich angenehm weich an. Es hatte nur an dem Kleidsaum, am Halsausschnitt und an den kurzen Ärmeln etwas Spitze. Es war recht süß. Ich trat vor die Kabine und drehte mich langsam im Kreis, um mich von allen Seiten zu zeigen. Ich probierte auch noch die anderen Kleidungsstücke an, die Kaoru mir gebracht hatte, aber es war das Schönste und es war ziemlich teuer, sodass ich mir noch gerade eben ein Paar passende Hacksen dazu kaufen konnte, damit ich noch genug Geld für das Kino hatte. Kaoru kaufte sich zwei neue Bluejeans und damit war auch sich beinahe pleite. Es war nicht das erste Mal, das wir gleich nach dem ersten Laden kein Geld mehr hatten. Trotzdem schlenderten wir in weitere Geschäfte und probierten noch andere Teile nur so zum Spaß an. Außerdem überredete mich Kaoru das neue Kleid schon zum Kino anzuziehen, da es mir angeblich so abgöttisch stand und ich nutzte eine kleine Kabine von "Highadventure" um mich umzuziehen.
Wir fuhren mit der Bahn nach Semamorgan. Es war keine lange Fahrt, da in unserem Dorf kaum jemand einstieg und die Bahn nicht sehr oft halten musste. Als wir dann in Senamorgen hineinfuhren, war das ganz was anderes. Die Menschen quollen zu uns in die Bahn, schnappten sich mit unverschämten Ausrufen die Sitzplätze vor der Nase weg und rempelten grob einander an. Gut, dass Kaoru und ich schon längst saßen. Wir hatten uns in einem Vierer gegenüber platziert. Eine überschwangere Frau setzte sich neben mich und ließ sich erschöpft in den Filz ihres Sitzes sinken. Obwohl die Menschen wie Sardellen aneinander klebten und sonst alle Sitzplätze vergeben waren, setzte sich niemand neben Kaoru, was ich ziemlich seltsam fand. Die Haltestelle, an der Kaoru und ich aussteigen mussten, war fast Endstelle. Semamorgen war ziemlich groß. Fast zehnmal so groß wie unser Dorf. An der fünften Haltestelle, nachdem wir in Semamorgen hineingefahren waren, stieg ein Junge, etwa 19, ein. Er setzte sich neben Kaoru. Ich musterte ihn. Er sah ziemlich wüst aus, aber irgendwie auch gut. Er war recht groß, so 1,85, 1,90. Er hatte ein kindliches Gesicht. Intensiv blonde Haare, die schon an ein Gelb grenzten. Seine Augen waren geschlossen. Er sah ziemlich erschöpft aus. Er trug eine kurze Kakihose und ein aufgeknöpftes kariertes Holzfälerhemd. Seine Haut malte eine leichte Bräune ab und er besaß eine wunderschöne muskulöse Brust. An seinem linken Ohr prangten zwei silberne Ringe und ein paar leichte Sommersprossen lagen auf seinen Wangen. Ich konnte meinen Blick gar nicht von ihm wenden. Seine Brust sah ziemlich einladend aus, wenn sie nicht von wilden Kratzern bestückt gewesen wäre. Die fast verblassten Narben waren da weniger schlimm. Er schwitzte schlimm und sein Haar lag durcheinander. Wie ich ihn so anstarrte, merkte ich nicht, wie er seine Augen öffnete und zurückstarrte. Da war es schon zu spät und er lächelte mich verstohlen an. Er besaß atemberaubende Augen. sie bestanden aus so vielen wunderschönen leuchtenden Grüntönen, wie ich es noch nie bewusst bei jemanden gesehen hatte. Plötzlich sah er gar nicht mehr so fertig aus wie vorhin. Er strahlte mich an. Im wahrsten Sinne das Wortes. So eine Ausstrahlung hatte ich noch nie zuvor erlebt. "Was ist?", fragte er mich, mit einer genauso eher kindlichen Stimme, "Habe ich etwa etwas im Gesicht?" Sein Lächeln war so atemberaubend schön, dass ich nur langsam meinen Mund öffnen konnte, leider zu spät. "Ich kenne diesen Blick", mischte sich Kaoru ein, "Den hatte sie schon öfters. Kurz gesagt, sie findet dich heiß." Abrupt schoss mir die Röte ins Gesicht. Das war zu viel. Ich würde Kaoru umbringen. Das stand fest! Bisher hatte ich mich immer zusammenreißen können, aber dieses mal war sie zu weit gegangen. Der Junge lachte vergnügt, was mich noch mehr verunsicherte. "Sie ist aber auch schon ziemlich süß", entgegnete er mit mir in der dritten Person an Kaoru gewandt. Mein Herz raste. So eine Situation war mit Sicherheit nicht sehr gut für die Gesundheit, wenn ich nicht schon bald meinen ersten Herzinfarkt haben wollte. Sollte ich dem Jungen meine ganzen Problemzonen aufzählen und ihm sagen, dass er sich mit Sicherheit irrte? Es konnte überhaupt nicht sein, dass mich ein so hübscher Junge "süß" fand! Bevor Kaoru mich noch mehr hineinreißen konnte, räusperte ich mich, um den Frosch im Hals loszuwerden und krächzte: "Wie heißt du?" "Leandro", antwortete er kurz und hielt mich mit seinen grünen Augen gefangen, "Wie sind eure Namen?" Er wandte den Blick von mir und sah zu Kaoru. Wahrscheinlich rechnete er nicht damit, dass ich im Stande war, ihm zu antworten. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich gerade aussah. Bestimmt hatte ich einen Blick aufgesetzt, der nur mit starrer Körperbeherrschung zu ertragen war, ohne loszulachen. "Ihr Name ist Hikaru und meiner Kaoru." "Hikaru und Kaoru", wiederholte er, dann lächelte er mich wieder an, "Ihr habt ziemlich ähnliche Namen. Ihr seht aber nicht aus wie Geschwister. Wohin fahrt ihr?", verschlug er das Gespräch plötzlich in eine andere Richtung. "Wir wollen ins Kino. In "Die Rückkehr der Untoten"." "Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich mitkomme?", wollte Leandro wissen. Wenn das nicht eindeutig war, dass er mich wirklich süß fand, dann wollte ich nicht Hikaru heißen. "Sicher", lächelte ich schwach. Dieser Junge war einfach nur zum Verlieben. Wahrscheinlich träumte ich das alles nur. Bestimmt war ich in der Bahn eingenickt und würde gleich von Kaoru aus meinem Tagtraum gerissen werden. Aber ich erwachte nicht. Ehe wir uns versahen, hatten wir unsere Zielhaltestelle erreicht. Ich stolperte aus der Bahn und wunderte mich, wie geschmeidig sich Leandro bewegte. Das Kino war nicht weit entfernt und wir hatten den Weg schnell zurückgelegt. Als wir das Kino erreichten, schickte Kaoru mich und Leandro die Karten holen, während sie sich um das Popkorn kümmerte. Während wir an einem Schalter auf unsere Karten warteten, konnte ich mir nicht verkneifen, zu fragen, woher er diese schlimmen Kratzer auf seiner Brust hatte. "Ach das!", lachte er, er lachte öfter als alle Menschen, denen ich je begegnet war, "Das war meine Schwester." "Deine Schwester? Wie hat sie das denn geschafft? Wie alt ist sie denn?" Wie konnte das denn sein? Hatte er etwa Bigfood zur Schwester? Er war so ein Riese und muskulös, wie konnte ihn seine Schwester so zu richten? "Trinity ist siebzehn. Sie ist manchmal ziemlich wild. Ist aber halb so schlimm. Sind ja nur ein paar Kratzer. Sie hat ziemlich scharfe Nägel." Eins war ich mir sicher, diese Trinity wollte ich nicht so schnell kennen lernen. Was dachte ich da eigentlich? Ich kannte Leandro doch erst seit knapp eine Stunde. Wieso war ich mir so sicher, dass ich seine Familie kennen lernen würde? "Hier, bitte ihre Karten, viel Spaß bei der Vorstellung", trällerte der Typ am Schalter gelangweilt und Leandro nahm die Karten entgegen. Als wir zum Popkornstand kamen, war kaoru schon lange fertig und hatte begonnen, ihre Packung Popkorn zu bearbeiten. Sie drückte mir zwei Packungen Popkorn in die Hand, eine Packung für mich und eine für Leandro und ihm einen Jumbobächer Cola.
Leandro führte uns mit Hilfe der Karten in das richtige Kino und an unsere Plätze. Er teilte uns die Plätze so zu, dass er zu meiner Rechten und Kaoru zu meiner Linken saß. Na super. Ich wusste, ich würde mich den ganzen Film über nur auf ihn konzentrieren. Meine Hände verkrampften sich wie automatisch in den Stoff der Armlehnen meines Sitzes. Was mir jetzt erst auffiel, war, dass wir zwar drei Packungen Popkorn, aber nur zwei Getränke hatten. "Kaoru, wo ist den mein Getränk?" Sie setzte eine schuldbewusste Miene auf und flüsterte mir ins Ohr: "Ich dachte mir, dass es billiger für euch sei, wenn ihr euch zu Zweit ein Getränk teilt." Kaoru hatte zwar leise gesprochen, aber Leandro schien es ebenfalls vernommen zu haben. "Also ich habe damit kein Problem.", sagte er schnell. Ich seufzte. So sonderlich schlimm war das zwar nicht, aber Kaorus Kuppelversuche gingen mir auf die Nerven. "Können wir die Strohhalme haben?", fragte ich. Kaoru griff sich in die Jackentasche und zog zwei Strohhalme heraus. "Oh", sagte sie sichtlich gekünzelt, "Da haben wir wohl einen Strohalm zu wenig. Wäre es schlimm, wenn ihr euch auch den Strohhalm teilen müsstet?" Ich starrte Kaoru an. Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein! Was sollte der Mist? "Ich bin sofort wieder da", meinte Leandro und stand auf, "Ich hole eben schnell noch einen dritten Strohhalm." Er war schon halb aus dem Vorführungssaal, als ich ihm hinterherlief und ihn zurückrief. "Nein, ist schon gut, nicht nötig."
Der Film war recht akzeptabel. Nicht unbedingt real, aber trotzdem gut animiert. Nur das Ende, das darin bestand, dass der Held das Mädchen vor den Untoten rettete und dabei ein Auge einbüßte, zog sich ziemlich lang. Den ganzen Film über beobachtete ich Leandro aus dem Augenwinkel. Wie ich prophezeit hatte, galt der größte Teil meiner Aufmerksamkeit allein ihm. Er war einfach so hinreißend, dass ich nicht anders konnte, als ihn anzustarren. Das flimmernde Licht, das abwechselnd verschiedene Teile seines Oberkörpers beleuchtete, malte dunkle verführerische Schatten in sein Gesicht, die ihn ebenso unecht wirken ließen wie die Zombies auf der Leinwand. Er wirkte ebenso dämonisch, aber im Gegensatz zu den wandelnden Leichen war er einfach nur atemberaubend schön. Er schien nicht zu bemerken, dass ich ihn beobachtete. Jedenfalls ließ er sich nichts anmerken. Kaoru ließ jede fünf Minuten Kommentare zu dem Geschehen im Film ab, auf die ich nicht ein einziges Mal reagierte, geschweige denn erwiderte. Es war typisch für sie, mit ihrer Meinungsäußerung nicht bis nach dem Film zu warten. Ich hatte mich bereits daran gewöhnt und Kaoru genauso daran, dass ich sie manchmal völlig ignorierte, wenn der Film zu packend war. Sie würde genau das denken und nicht weiter nachfragen. Also musste ich ihr nicht beichten, dass Leandro der Hauptgrund war. Ich beachtete sie außerdem aus dem Grund nicht, dass ich immer noch ein wenig angepisst wegen der Sache mit dem Getränk und den Strohhalmen war. Als der Film endlich sein Ende gefunden hatte und die gedämpfte Raumbeleuchtung wieder gleißend wurde, beflutete das Licht Leandros Kratzer und Narben, sodass sie dieselbe Wirkung hatten wie zuvor: Sie verleiten ihm die Ausstrahlung eines wunderschönen, unbezwingbaren Tieres. Kaoru stupste mir in die Seite. „Da ich noch nichts von dir gehört habe, fandest du den Film so gut?“, fragte sie mich und hob ihren Trinkbächer von Boden auf. „Ja, er war fantastisch! Wenn er als DVD erhältlich ist, dann muss ich ihn mir unbedingt kaufen“, war meine halb gelogene Antwort, immer noch mit dem Blick aus dem Augenwinkel auf Leandro gerichtet. „Wenn ich nicht wüsste, dass es Leandro wahrscheinlich nicht auf DVD gäbe, würde ich bei diesem Blick meinen, du redest von ihm.“ Sie deutete hinter mich. Mist, sie war doch aufmerksamer, als ich dachte! Lächelnd wartete sie ab, bis ich rot wurde. „Natürlich den Film!“, hüstelte ich und machte eine Geste, die wie eine Morddrohung aussehen sollte. Kaorus Lächeln wurde noch breiter. Sie sah über mich hinweg. „Und wie hat dir der Film gefallen?“ Leandro drehte sich zu ihr herum und meinte: „Nicht so gut wie es mir gefallen würde, euch zum Essen einzuladen.“ Kaoru pfiff durch die Zähne. Dann quetschte sich sich an mir vorbei, um zwischen mir und ihm zu stehen. Sie legte uns jeweils eine Hand auf die Schulter. „Ich passe. Bei mir Zuhause warten noch ein paar andere Pflichten auf mich. Macht euch einen schönen Abend, meine Lieben!“ Ich haderte mit mir, ob ich sie nun dafür hassen oder danken sollte. Schließlich war es offensichtlich gelogen. Kaoru musste samstagabends nichts machen. Sie hatte dafür noch den ganzen Sonntag, falls sie etwas zu tun hatte. Außerdem waren ihre Eltern wohlhabend und beschäftigten eine Hauswirtschafterin, die für ihre Familie den Haushalt schmiss. Von ihren Eltern aus, durfte Kaoru bis ein Uhr in der Früh außer Haus sein – jetzt war es gerade mal neun. „Wie steht es mit dir?“, unterbrach Leandro mich in meinen Gedankengängen und zwinkerte mir aufmunternd zu. Selbst wenn ich nicht gedurft hätte, wäre ich spätestens jetzt nicht mehr in der Lage gewesen, seine Bitte auszuschlagen. Ich nickte kurz und senkte den Blick langsam. Er wollte mich tatsächlich zum Essen ausführen! Er schien zumindest mehr Interesse an mir zu zeigen als an Kaoru. Wie viel besser konnte dieser Abend noch werden? Er wurde noch viel viel besser! Nachdem wir das Kino verlassen hatten und Kaoru sich in die Bahn gesetzt hatte, die sie zurück nach Reganmorgen brachte, waren er und ich in die Nächste Richtung Semamorgeninnenstadt eingestiegen und zum Chinesen am Ratshausplatz gefahren. Er hatte mir einen teller gegrillter Nudeln mit Süßsauersoße und zwei Apfelschorlen ausgegeben und sich dann eine ganze Ente und ein Glas Wasser bestellt. Ich hatte mit Staunen dabei zugesehen, wie er den riesigen Vogel in einer unendlichen Geschwindigkeit anmutig und ohne zu schlingen oder zu stopfen vertilgte. Er war sogar noch vor mir fertig und beobachtete mich belustigt, wie ich mit den langen Bandnudeln kämpfte. Wir sprachen über unbefangene Dinge, meistens über mich, und je länger ich von mir erzählte, desto besser gelaunter schien er zu werden. Ich erzählte von meiner langfristigen Freundschaft zu Kaoru, die Schule, meine Familie und meine Interessen. Er hingegen berichtete nur über seltsame oder lustige Begegnungen, die er mal mit genauso merkwürdigen Personen hatte und wurde, wie ich später merkte, nicht persönlicher, egal wie sehr ich versuchte ihn aus der Reserve zu locken. Kurz bevor wir das Restaurant verließen und er unsere Rechnung bezahlte, konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen: „Deine Narben, sind die auch von deiner Schwester?“ Er beugte sich zu mir über den Tisch und kam mir fast so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. Ich war ziemlich verwirrt und wusste nicht, ob ich ihm damit zu nahe getreten war. Er hob die Hand und strich mir den Pony aus dem Gesicht. „Nein, das war nicht Trinity. Die Narben sind von Verletzungen die ich mir schusseliger Weise beim Waldtracking zugelegt habe“, erwiderte er und ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. „Beim Waldtracking?“, widerholte ich verwundert, „Du bist in einem Verein?“ „Nein.“ „Du machst das allein? Ohne Schutzkleidung?“ „Ich mache das ganz ohne Hemd“, gab er grinsend zu, „Das macht ziemlich viel Spaß und du entdeckst wundervolle Orte, auf die du sonst niemals gestoßen wärst. Waldtracking in einem Verein ist ziemlich teuer und nur halb so interessant, da du in einer Gruppe bist und dich an bestimmte Regeln zu halten hast. Du bringst mich auf eine Idee!“ Er sprang auf, packte mich bei der Hand und zog mich zu ihm nach oben. „Du hast doch sicher noch etwas Zeit oder? Ich kenne einen Ort, der dir sicher gefallen wird!“
Der Ort, den Leandro mir zeigen wollte, war wirklich traumhaft und malerisch. Leandro führte mich quer durch den Wald, der Semamorgan und Reganmorgan voneinander trennte. Ich verstand auch sofort, wie er sich diese Narben hatte zufügen können. Nur allein beim Waldspazieren zerrten sämliche Äste und Zweige an meiner Kleidung. Das Tracking mit nacktem Oberkörper stellte ich mir als eine Tortur vor. Wenn er dann noch unachtsam war und an einem etwas dickeres Ast oder Stock hängen blieb, war es nicht schwer, sich sämtliche Haut zu zerfetzen. Der Platz, den wir aufsuchten, lag mitten im Wald - unberührt von Menschenhand und sich selbst überlassen. Es war ein kleiner Hain, auf dem Gras und weiße Blumen wuchsen, die auch nachts blühten. Der Mond war an diesem Ort so unbeschreiblich nah und groß, dass man das Gefühl hatte, man müsse nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren. „Wow“, staunte ich und drehte mich ehrfurchtsvoll im Kreis, „Du hattest Recht. Dieser Ort gefällt mir wirklich.“ Leandro strahlte und umfasste sanft meine Schultern. Er stieß mich sachte, aber kraftvoll zu Boden und ließ sich neben mich fallen. Erst als ich unten zwischen den Blumen lag, erblickte ich die vielen abertausenden von Sternen, die dennoch im Gegensatz zu dem Schein des Mondes unbedeutend wirkten. „Weißt du, was noch schöner ist als dieser Ort?“, hauchte er mir heiß aufs Haar. „Ein Chickenburger von McDonalds?“, witzelte ich und drehte mich auf die Seite, damit ich ihm in die Augen schauen konnte. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, dann meinte er: „Nicht was leckerer ist! Obwohl, das was ich meine, wäre trotzdem leckerer.“ Ich wartete ab, doch er schien nicht weiterzusprechen. „Und das wäre?“ Er sagte ganz ernst: „Du.“ Ich hatte keine Ahnung, was ich auf dieses Kompliment erwidern sollte, also entschied ich mich dazu gar nichts zu sagen und einfach nur nach Luft zu schnappen. Einerseits war es mir ziemlich unangenehm, dass er mich nun mit seinen grünglänzenden Augen durchbohrte, andererseits war ich hingerissen von ihm und konnte kaum glauben, dass er dieses Kompliment ernst meinte, obwohl mir das mit dem „lecker“ ein wenig Unbehagen bereitete. Mir kam es eh wie ein Traum vor, dass ich ihm überhaupt begegnet war. „Alles in Ordnung? Du sagst gar nichts mehr.“, brachte er meine Erstarrung zum bröckeln. Ich suchte nach den richtigen Worten und sagte zögerlich: „Ich kann nicht glauben, dass du mich süß findest.“ Es war mir mehr als peinlich, ihm das zu gestehen, jedoch schien er es ganz locker zu nehmen: „ „Süß“ ist nicht das richtige Wort. Du hast eine mächtige Ausstrahlung, schön ... anziehend. Es ist schwer zu beschreiben. Ich sah dich, du sahst mich und dann war es einfach da, das Verlangen mit die schöne Dinge anzustellen und bei dir zu sein.“ Wie meinte er denn das nun wieder? „Was für Dinge?“, wollte ich wissen. Mich beschlich ein eigenartiges Gefühl. Irgendetwas in mir kannte die Antwort schon und ein kleiner Teil in mir wollte sich dagegen sträuben. Dieser kleine Teil sagte mir, dass dies alles falsch war, dass ich die Beine in die Hand nehmen sollte und von diesem Ort flüchten. Es war seltsam. Mein Gefühl sagte mir, dass es nicht das Schlimme war, was er mit mir anstellen wollte, sondern die Folgen. Es warnte mich vor dem, was danach kommen würde. Mein übriges Ich war ganz versessen auf eine Pläne, auf die schönen Dinge, die er mit mir vorhatte. Ich brachte den protestierenden Teile zum Schweigen. Leandro richtete seinen Oberkörper auf und beugte sich über mich. „Soll ich es dir zeigen?“ Ich brauchte ihm nicht zu antworten. Er berührte meine Lippen sachte mit seinen und wartete ab, was ich tat. Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und küsste ihn ebenfalls. Er schmeckte süßlich. Es war mir schon im Kino aufgefallen, als wir aus dem selben Strohhalm genippt hatten. Ich hatte es zuerst nur auf das Getränk geschoben. Jetzt war ich mir sicher, dass er es war. Wir küssten uns eine sagenhafte Viertelstunde. Was wir danach taten, war kaum mit Worten zu beschreiben, so wunderschön fühlte es sich an. Es war nicht das, was manche Leute als „Sich lieben“ bezeichneten. Nein, wir gingen nicht so weit, trotzdem war es noch schöner, als wenn wir es getan hätten. Er küsste mich immer zärtlicher und inniger, aber wurde dabei zusehends wilder. Es widersprach sich, ich hatte so was nie für möglich gehalten! Er tat mir keineswegs weh, auch wenn er mit seinen Fingernägeln Kratzer auf meinem Rücken hinterließ. Ich spürte weder Schmerz, noch war es mir unangenehm, als er mir verspielt beim Liebkosen meines Nackens in die Haut biss. Auch ich fand gefallen daran und knabberte genüsslich an seinem Ohrläppchen. Wir rollten uns wie zwei kleine Welpen auf der Wiese und überrollten dabei sämtliche Schneeglöckchen, die uns in den Weg kamen. Irgendwann nach Stunden schlief ich müde auf seiner Brust ein und als ich wieder erwachte, befand ich mich in meinem Zimmer. Er musste mich noch in der selben Nacht nach hause gebracht haben. Woher er meine Adresse wusste, war mir nicht ganz klar, wahrscheinlich hatte er sie in meinem Portmonee entdeckt oder vielleicht hatte Kaoru sie ihm während unseres Kinoaufenthalts heimlich zugesteckt. Es war mir gleichgültig. Neben dem Kopfkissen lag ein Zette, mit einer roten Handschrift beschrieben, die ich nicht kannte. Sie war ziemlich krakelig und ich brauchte mehrere Anläufe, um sie zu entziffern. „Ich rufe dich an!“, stand dort kurz und einfach. Darunter war eine Signatur: „Leandro.“ Den ganzen Sonntagmorgen hing ich am Telefon. Ab und an meldete sich Kaoru und wollte natürlich wissen, wie es gestern Abend noch gelaufen war. Ich wimmelte sie jedes Mal damit ab, dass ich auf einen wichtigen Anruf wartete und sobald ich ihn erhalten hatte, sie zurückrufen würde. Ich wusste nicht einmal, ob er noch an diesem Tag plante mich anzurufen. Meine zweifelnden Gedanken lösten sich in Luft auf, als gegen sechzehn Uhr das Telefon klingelte und eine mir unbekannte Nummer auf dem Display erschien. Wie hätte ich wissen können, dass mit diesem Anruf mein Schicksal besiegelt und mein Leben als Mensch bald sein Ende finden sollte? Dass ich vielleicht besser auf den kleinen warnenden Teil in mir hätte hören sollen und mich nicht mit Leandro hätte einlassen sollen? Dass Kaoru und mir bald so viele Qualen aufgebürgt werden sollten?
Fortsetzung folgt ...
© by Sonja Chlapek
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